Bewässerung im Weinbau

      veröffentlicht am 20. Juli 2022

      Know-how vom Weingut Hoflößnitz

      In Deutschland gibt es 18.700 Betriebe im Weinbau, davon wirtschaften nur 700 nach zertifizierten biologischen Richtlinien. Bio-Weingüter machen somit nur 3,7% der gesamten Weinbaubetriebe in Deutschland aus.

      Das Weingut Hoflößnitz in Sachsen hat bereits 1997 auf eine ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Es ist Pionier und Vorzeige-Weingut, seit 2020 sogar offizieller Demonstrationsbetrieb für ökologischen Landbau. Das hat einen guten Grund, denn der Betrieb befindet sich im Besitz der Stadt Radebeul und ist mit seiner 600-jährigen Geschichte und der heutigen Stiftungsanlage Hoflößnitz ein idyllisches Kleinod innerhalb der sächsischen Kulturlandschaft. Doch nicht nur in punkto Bio, auch was die Bewässerung im Weinbau angeht, übernimmt das Weingut seit 2009 eine Vorreiterrolle und verfügt somit über viel Know-how im Bereich Tröpfchen-Bewässerung.

      Ökologie beginnt bei der Auswahl der Weinreben

      Statt auf Chemie setzt man nun schon seit 1997 auf natürlichen Pflanzenschutz, den Aufbau eines aktiven Bodenlebens und auf die Förderung von Nützlingen. Doch auch die Auswahl der Rebsorten orientiert sich an ökologisch-nachhaltigen Kriterien. So setzt man im Weingut Hoflößnitz schon seit über zehn Jahren auf pilzwiderstandsfähige Sorten, die sogenannten Piwis, die mittlerweile auf über 50% der Betriebsfläche angepflanzt sind. Diese heißen beispielsweise Johanniter oder Souvignier Gris und orientieren sich geschmacklich an Riesling und Grauburgunder. Piwis sind nicht nur besonders widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten wie Peronospora und Botrytis, sondern sie sind auch resistenter in punkto Klimawandel. Sie reagieren weniger empfindlich auf eine intensive Besonnung und es gibt weniger Verluste durch Sonnenbrand. Außerdem spart eine Bepflanzung mit Piwis 80-90% Pflanzenschutzmittel ein - beste Bedingungen für einen Bio-Betrieb.

      Bewässerung im Weinbau - ist das noch Bio?

      Wenn man die langjährigen Diskussionen rund um eine künstliche Bewässerung im Weinbau verfolgt hat, muss man natürlich fragen, wieso ein Bio-Betrieb diese einführt.

      Felix Hößelbarth, Leiter Weinbau und Kellerwirtschaft auf Hoflößnitz, hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sieht aber keine andere Möglichkeit. "Sachsen war noch nie mit viel Regen gesegnet", erklärt Hößelbarth. "In normalen Jahren gibt es eine Niederschlagsmenge von etwa 650mm/Jahr. Das ist bereits die Untergrenze dessen, was wir für einen wirtschaftlich gesunden Weinbau brauchen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in Radebeul hauptsächlich Sandböden haben. Dazu kommen extreme Steillagen mit oberen Terrassen aus teils grobem Syenit, der sehr wasserdurchlässig ist. Das ist kein Vergleich zu den schweren Löß-Lehm-Böden, die in anderen Anbaugebieten sehr verbreitet sind."

       

      "Die Bewässerung unserer Weinberge sehen wir mittlerweile als ein Muss an," so Hößelbarth. "Das steht auch für uns nicht in Widerspruch zu unserem Bio-Anspruch. Denn ohne Bewässerung würde nicht nur die Qualität unseres Weines massiv leiden, wir könnten schlichtweg nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Die Rebe braucht ausreichend Wasser, um Aroma zu bilden. Trockenstress bedeutet zu viel Zucker, weniger Geschmacksstoffe, weniger Säure und zu viele Bitterstoffe. Bewässerung bedeutet also auch eine Qualitätssteigerung des Weines."

      Trockenheit - ein bundesweites Problem

      Seit 2013 werden deutschlandweit rückläufige Regenmengen gemessen. Der Dürremonitor sagt vorher, dass wir seit 2013 kontinuierlich auf eine Dürre zusteuern. In niederschlagsarmen Jahren wie 2018 gab es in Sachsen sogar nur 300 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was durchschnittlich mindestens benötigt wird.

      "Wir haben durch die immensen Steillagen die Notwendigkeit sehr viel mit Handarbeit zu bewirtschaften. Der Einsatz von Maschinen ist bei uns sehr gering", erläutert Hößelbarth. "Da ist es ganz besonders wichtig, wirtschaftlich zu bleiben. Wenn die Regenmenge so gering ist, fällt auch die Ernte dementsprechend unterdurchschnittlich aus. Das rechnet sich betriebswirtschaftlich einfach nicht. Solche Preise würde kein Endkunde zahlen. Deshalb bewässern wir hier in Hoflößnitz 50% unsere Anbaufläche, insbesondere in den Sommer-Monaten Juni bis August. Wir starten meist mit dem 3 Blatt, -5 Blatt-Stadium und bewässern ca. 5 Liter pro Stock bevorzugt nachts. Wir nutzen ein Tröpfchenbewässerungs-System mit PE-Flachschläuchen, bei denen die Tropfer innen liegen und die wir 50 cm über dem Boden an den Reben anbringen."

      Nachhaltiges Wassermanagement ist gefragt

      Hoflößnitz ist in der glücklichen Lage als städtisches Weingut das Wasser direkt aus der öffentlichen Wasserversorgung entnehmen zu dürfen. Bisher gab es auch noch keine Probleme mit der allgemeinen Wasserversorgung. Man ist sich aber bewusst, dass bei Trinkwassermangel, das Weingut als erstes zurückstecken wird.

      Da Sachsen schon seit langem wenig Niederschlag hat, wurden über die letzten 10-20 Jahre hinweg viele Talsperren gebaut und Rückhaltebecken angelegt, in denen Wasser auch über die Wintermonate gesammelt und im Sommer dann genutzt werden kann. Diese Strategie des Landes Sachsen zahlt sich mittlerweile aus. Auch im nordbayerischen Franken musste man sich vor Jahren bereits für eine Bewässerung der sehr steilen Weinberge entscheiden. Hierfür gab es Unterstützung durch die Politik, beispielsweise eine Förderung des bayernweiten Pilotprojektes 'Weinbergsbewässerung' in Iphofen, mit der Fernwasserleitungen gebaut wurden, um Wasser aus dem Main in die Weinberge zu transportieren.

      5 Tipps zur Bewässerung im Weinbau

      Felix Hößelbarth ist Profi, wenn es um die Bewässerung im Weinbau geht. Schließlich war Hoflößnitz eines der ersten Weingüter, die ein solches System eingesetzt haben. Seit 2009 nutzt er seine Tröpfchenbewässerung und gibt hier 5 wichtige Tipps, die Winzer im punkto Bewässerung beachten sollten:

      1. Erst alle anderen Maßnahmen ausschöpfen

      Um den Boden vor dem Austrocknen etwas zu schützen und das Wasser so gut wie möglich zu speichern, ist es sinnvoll eine trockenheitstolerante Unterlagsrebe anzubauen. Sie dient unter anderem dazu, den Weinstock vor Austrocknung zu schützen.

      2. Klären, wo das Wasser herkommen soll

      Das ist eine der wichtigsten Fragen, die sich jeder Winzer stellen sollte. Davor braucht es eine klare Kosten-Nutzen-Rechnung: Wieviel Wasserbedarf haben die Weinreben multipliziert mit der Fläche. Daraus ergibt sich die Wassermenge, die benötigt wird. Es schließt sich die Frage an, wo dieses Wasser herkommen soll. Lohnt es sich, das Wasser mit Hängern zum Weinberg zu transportieren? Gibt es ein Rückhaltebecken, aus dem ich dieses entnehmen kann? Gibt es staatliche Förderprogramme, die den Bau von Fernwasserleitungen ermöglichen? Es ist wichtig, diese Fragen vorab zu stellen und alles genau durchzurechnen. Ob sich eine Bewässerung rechnet, muss klug und ausführlich abgewogen werden.

      3. Motivation zur Bewässerung im Weinbau klären

      In Zeiten einer fortschreitenden Dürre und sinkender Wasser-Pegelstände sollte sich jeder Winzer genau überlegen, ob eine Bewässerung unabdingbar ist. Das Ziel sollte keinesfalls blind eine reine Ertrags-Steigerung sein. Stattdessen muss der Erhalt der Rebstöcke und die Qualität des Weines im Mittelpunkt des Interesses stehen. In einem sehr trockenen Land wie Sachsen mit Böden, die kaum Wasser speichern sowie extremen Steillagen, ist eine Bewässerung ein Muss. Es gibt sicherlich Landstriche in Deutschland, wo man zuerst andere Maßnahmen ausschöpfen kann, um Trockenstress zu verhindern.

      4. Die KLUG GmbH als verlässlicher Partner für intelligente Bewässerungssysteme

      Felix Hößelbarth empfiehlt mobile PE-Tropfschläuche, die 50 cm über dem Boden an den Reben befestigt werden. Gerade im Bio-Bereich ist diese Anwendung wegen Herbizidfreiheit ganz besonders zu empfehlen. Werden die Schläuche höher angebracht und die Blätter der Weinreben ebenfalls bewässert, so kann sich mehr Ungeziefer ansiedeln. Zudem gelangt das Wasser nicht vollumfänglich in den Boden. Die Tröpfchenbewässerung ist ideal, denn so wird der Boden konstant mit wenig Wasser versorgt - ähnlich einem leichten dauerhaften Nieselregen. Auf diesem Weg schafft man eine gute konstante Durchfeuchtung des Bodens. Auch vom Eingraben der Schläuche rät Hößelbarth ab. Das A und O ist die Flexibilität. Sind die Schläuche mobil, so kann man sie sehr einfach auch anderswo einsetzen oder umlegen, um gezielt dort zu bewässern, wo es am dringendsten benötigt wird.

      „Die Firma KLUG GmbH war mir in diesen praktischen Fragen rund um die Bewässerung ein verlässlicher Partner“, so Hößelbarth. „Da ich schon lange im Thema bin, konnte ich vieles selbst berechnen. Ich weiß aber, dass bei KLUG Mitarbeiter ausschließlich mit diesem Thema vertraut sind. Auf diese Weise bekommt ein Winzer eine bestmögliche Beratung und das ist wichtig. Man kann vieles falsch machen und dann wird es schnell teuer und unprofitabel. Ein versierter Partner an der Seite, der gute Beratung versteht ist sehr hilfreich und sollte auf jeden Fall in Anspruch genommen werden. Wir hier in Hoflößnitz setzen seit vielen Jahren auf die Firma KLUG GmbH und haben das noch nie bereut.“

      5. Bewässerung im Weinbau: Nur soviel wie unbedingt nötig

      In Hoflößnitz wird in der Regel nach dem Austrieb, ab 3- oder 5-Blatt-Stadium bewässert. Meist ist das von Juni bis August. Wichtig ist es, hier flexibel zu sein. Gibt es in einem Jahr mehr Regen, so wird die Bewässerung im Weinberg unterbrochen. Hößelbarth arbeitet noch mit konventionellen Regenmessern, die an mehreren Orten im Weinberg die Niederschlagsmenge messen. Liegt diese bei ca. 50 mm/Monat, dann wird die Bewässerung auf 50% gedrosselt, bei 60-70mm entsprechend mehr. Natürlich gibt es das auch alles digital, gekoppelt mit Regensensoren und verbunden mit einem App auf dem Smartphone. Hößelbarth verlässt sich eher auf regelmäßige manuelle Kontrolle und sein Bauchgefühl. "Bei Stark-Niederschlag zeigt ein digitaler Sensor vielleicht viel Regen an, aber im Boden kommt davon nicht viel an. Dann muss ich nachsteuern. Unsere vier Bewässerungsanlagen sind durchaus überschaubar und werden einmal pro Woche kontrolliert." 

      Wer sich schon seit 13 Jahren mit Bewässerung beschäftigt, kann sich eben auch bestens auf sein Bauchgefühl verlassen.

      Fazit: Bewässerung ist auch im Bio-Weinbau durchaus ein adäquates Mittel, um die Qualität des Weines zu verbessern und Trockenstress der Trauben zu verhindern. Allerdings muss man klären, woher das eingesetzte Wasser kommen soll und wie gut sich eine Bewässerung rechnet. Außerdem ist es wichtig, nachhaltig zu bewässern, das bedeutet Tröpfchenbewässerung und ein sehr flexibles Reagieren auf Regen und die natürliche Feuchte es Bodens. Wenn alle diese Parameter berücksichtigt werden, ist Bewässerung im Weinbau eine bewährte und sinnvolle Maßnahme.